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TOKYO, 2017
archival print
from | 45 x 30 cm | edition 8 to 130 x 90 cm | edition 5
– collage city portraits / ongoing project –
COLLAGE CITY PORTRAITS von TONI MEYER
Toni Meyer zieht es in große Städte. Als teilnehmender, still fotografierender Beobachter lässt sie sich in ihnen treiben, um deren Akteure, Ströme, Temperaturen, Architekturen, Landmarken und Ränder, Fenster, Straßenschönheiten, Bewegungsprotokolle, Psychogramme, Images, Codes und Dresscodes im Anschluss so zu dokumentieren, wie man zu träumen pflegt: Szenen produzierend, die sich echt anfühlen und die zu bleibenden Eindrücken werden, indem jene in der Realität gemachten eigenartig zitiert, umarrangiert, überzeichnet, grob umrissen, verklärt, unterschlagen, erfunden, ersehnt werden. Mit ihren City Collagen re-präsentiert Toni Meyer Großstädte wie London, Tokio, São Paulo oder Athen in momentanen Zusammenhängen, die ihnen nicht weniger entsprechen als die digitalen und analogen Aufnahmen, die sie von ihnen macht und sammelt. Man ist da, ob man da war oder nicht.
Es entsteht hier eine Intimität, die womöglich gar nicht angebracht ist; eine collagierte Megacity scheint plötzlich vertraut und das macht es irgendwie unheimlich. Diese sich so echt anfühlenden Virtualitäten wirken sich automatisch auf das bisherige persönliche Set an Projektionen aus – das konstruierte Bild als Bugfix. Indem sie ihre Bearbeitungstechnik in jeder ihrer Arbeiten in unterschiedlicher Weise inszeniert – Schnittkanten und Spuren von Korrekturen mal mehr, mal weniger sichtbar lässt – wird Toni Meyer zur Programmiererin, Spielerin: Demonstrativ grob ausgeschnittene oder akribisch freigestellte Elemente, die stets auch die Macht des Tools thematisieren, Vorder- und Hintergründe, die sich gegenseitig als Referenzrahmen dienen, farbliche und symbolische Kompositionen und Andeutungen, schnelle Illusionen, unmittelbare Reaktion. Mit der Technik des Collagierens bleibt das Ausmaß der Konstruiertheit – was ist echt, was fake, warum so ausgewählt, gesetzt, (wie oft) versetzt und übereinandergelegt – stets Teil der Geschichte, und, da virtuell, letztlich auch immer die Frage offen: is this photoshopped?
Text: Elena Dellasega